Jodi Picoult: Kleine große Schritte

Die Geschichte, die erzählt wird, hat mich total angesprochen. Trotzdem kam ich viele Seiten lang nicht ins Buch rein – irgendwie hat sich keine Beziehung zwischen uns aufgebaut. Lesenswert ist es dennoch, nur fand ich andere Bücher von Jodi Picoult besser („Neunzehn Minuten“ beispielsweise).

Worum geht’s? Um Diskriminierung

In den USA verbieten rechtsradikale Eltern einer schwarzen Krankenschwester, ihr gerade geborenes Kind anzufassen. Wegen eines Personalengpasses ist sie dennoch eines Tages mit dem Baby allein und es kommt zum Notfall: Das Neugeborene verstirbt. Ruth hat eine Ausbildung an einer Elite-Uni und mehr als zwanzig Jahre Erfahrung als Krankenschwester vorzuweisen. Umso geschockter ist sie, als sie des Mordes angeklagt wird. Bis zum Verfahren wird ihr die Berufslizenz entzogen und sie muss in einem Fastfoodrestaurant arbeiten gehen. Der Abstieg geht also rasend schnell – und das alles nur wegen ihrer Hautfarbe?

In „Kleine große Schritte“ geht es nicht platt um offensichtliche Diskriminierung. Es ist nicht so, dass man sich denkt: Ach komm, das könnte in einem westlichen Land doch nie in Echt passieren. Sondern es werden uns die vielen Privilegien vor Augen geführt, die Weiße immer noch haben. Es wird beschrieben, wie die schwarze Ruth vom Ladendetektiv kontrolliert wird und ihre weiße Anwältin nicht. Wie eine weiße bettelnde Frau mehr Geld erhält als ein schwarzer obdachloser Mann.

„Ich brauche Ihr Mitleid nicht.“ – „Da haben Sie recht.“ Ich nicke. „Sie brauchen Gerechtigkeit.“

Gespräch zwischen der Krankenschwester und ihrer Anwältin
Picoult, Judi: Kleine große Schritte (2017), S. 540

Diese Gedankenanstöße haben mir gut gefallen. Sie haben mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, ob ich nicht vielleicht auch rassistisch bin – obwohl ich vieles dafür tue, es nicht zu sein. Das Buch spielt zwar in den USA, aber auch bei uns werden Menschen mit einer anderen Hautfarbe als der weißen doch irgendwie anders behandelt. Und das sollte nicht sein.

Dieses Buch ist was für dich, wenn du:

  • „Alltagsrassismus“ durchaus für existent hältst.
  • das Wort „Flüchtlingskrise“ nicht mehr hören kannst und aus einer ganz anderen Perspektive über Ausländerfeindlichkeit nachdenken möchtest.
  • du schwere Bücher lang halten kannst 🙂 Lach nicht – das Buch wiegt fast ein Kilo und ist echt sperrig.

Ich habe folgendes Buch gelesen:
Picoult, Jodi: Kleine große Schritte. Erschienen bei Bertelsmann Verlag München, 2017.
Herkunft: im Buchhandel gekauft

Bild: (c) Susanne – aufgenommen in Fürth, 2019

Susanne

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