Jakob Arjouni: Der heilige Eddy

Für mich ist Jakob Arjouni der deutsche Martin Suter. Der heilige Eddy hat mich an Suters Privatdetektiv Allmen erinnert. Den mag ich – und deswegen mag ich auch Eddy.

Worum geht’s? Um den Tod eines Heuschreckenkapitalisten

Eddy Stein ist Trickbetrüger, ein ganz gemütlicher, versierter. Seine Tricks sind eingespielt, er weiß, welche Art Menschen er ausnehmen kann und wo. Als Straßenmusiker verdient er sich nebenbei legal was dazu. Aber dann wird sein friedliches Leben enorm gestört, und zwar dadurch, dass der Imbissbuden-Millionär Hörst König stolpert und stirbt – und zwar im Treppenhaus vor Eddys Wohnung. Was Eddy echt nicht brauchen kann, ist Polizei im Haus, denn er kommt gerade von einem erfolgreichen Beutezug zurück.

„Eddy saß in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause. Zwischen seinen Beinen standen fünf KaDeWe-Tüten. Innerhalb einer Stunde hatte er drei IWC-Portofino-Uhren, einen Rubinring, drei Cashmere-Morgenmäntel, drei Canon-Kameras, zwei Sets Zwölf-Personen-Silberbesteck, zwei Kisten Cohibas Esplendidos und zwei elektrische Zahnbürsten gekauft.“

Arjouni, Jakob: Der heilige Eddy (2010), S. 29

Der tote König liegt auf dem Treppenabsatz und unten warten noch die Leibwächter, also wohin mit der Leiche? Ab jetzt muss Eddy seine Trickbetrugskompetenz dafür einsetzen, diesen Tod zu verschleiern. Sehr geschickt macht er das, aber auch menschlich – und Menschen passieren Fehler.

Der sympathische Eddy

Dass der Berliner Betrüger Menschen eiskalt ausnimmt, vergisst man während des Lesens. Ich war stattdessen total auf seiner Seite. Eddy Stein erscheint wie einer, der sein Leben in die Hand nimmt, anstatt zu jammern. Ein Mann der Tat. Dass er sich im Laufe des Romans auch noch verliebt, also so richtig, mit dem Herzen, bringt ihm zusätzliche Sympathiepunkte ein. Und spätestens nach dem Ende (das ich natürlich nicht verrate) hätte jeder gerne so einen Eddy als Nachbarn.

Das Buch macht echt Spaß, es ist toll geschrieben und gut erzählt. Vor allem das Kapitel, in dem die Hauptfigur die Leiche verschwinden lässt, ist einmalig.

Dieses Buch ist was für dich, wenn du:

  • gerne beim Lesen schmunzelst.
  • Martin Suter magst.
  • Diogenes-Fan bist (wie ich) und ein weiteres Argument dafür brauchst, dass die Diogenes-Taschenbücher einfach gut sind.

Ich habe folgendes Buch gelesen:
Arjouni, Jakob: Der heilige Eddy. Erschienen im Diogenes Verlag AG, Zürich, 2010.

Herkunft:
Herzlichen Dank fürs Leihen, Sophie!

Bild: (c) Susanne – aufgenommen in Portugal, 2018

Susanne

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