Ich bin erstaunt, dass das das erste Buch von Martin Suter ist, das ich auf meinem Blog rezensiere. Dabei habe ich alle seiner Bücher bereits gelesen – jedoch bevor ich 2019 meinen Blog eröffnet habe. „Allmen und der Koi“ liest sich irgendwie anders als die anderen Allmen-Romane, und leider nicht ganz so gut. Trotzdem lesenswert (ist ja schließlich ein Suter!).
Worum geht’s? Um einen teuren Fisch auf Ibiza
Ein Koi-Karpfen, der eine Million Euro wert ist, wird gestohlen, und Allmen soll ihn wieder auftreiben. In seinem sechsten Fall verschlägt es den Privatdetektiv und seinen Partner Carlos nach Ibiza, mitten hinein in den internationalen Jetset. Sein Auftraggeber ist ein ehemaliger Musikproduzent mit einer um Jahrzehnte jüngeren Freundin, mit der Allmen sogleich… (naja, Spoiler).
Das Leben nach dem Jetset
Interessant: Mit „Vale“ wird im Roman auch eine Figur beschrieben, die zeigt, was übrig bleibt, wenn einen das Party-Leben nach vielen Jahren wieder ausspuckt: Jemand, der körperlich angeschlagen ist, den jeder kennt, aber keiner mehr auf seiner Party haben will. Einer, der zu viel trinkt, an unangemessenen Orten einschläft und den der Gastgeber nicht mehr loswird. Vale bringt Allmen sogar dazu, über seinen Lebenswandel nachzudenken – das sind ja mal ganz neue Töne. Wird Allmen etwa alt?
„Welches Arschloch hat diesen Vale reingelassen?“ Der Centurion schüttelte den Kopf. „Und zwei mitgebracht hat er auch noch.“
Suter, Martin: Allmen und der Koi (Diogenes, 2019), S. 118
Carlos, der vom Diener zum Ermittlungspartner aufgestiegen ist, emanzipiert sich weiter. Treibende Kraft dahinter ist nicht zuletzt seine Freundin María. Da Allmen und Carlos sich auf Ibiza befinden, muss letzterer seine Diener-Rolle gar nicht einnehmen. Er wird diesmal tatsächlich zum ebenbürtigen Partner.
Warum fand ich die anderen Allmen-Romane besser?
In diesem Band ist der Schluss etwas verworren. Ich musste ein paar Seiten mehrmals lesen, um die Handlungsstränge zu verstehen. Auch fehlen mit dem häuslichen Umfeld die charmanten Hinweise auf Allmens widersprüchliches Leben. Er muss nicht vorgeben, jemand zu sein, der er nicht ist, so wie er das in der Schweiz muss. Dadurch fallen die hinreissenden Reibungsverluste weg. Carlos muss seinen Herrn auf Ibiza auch nicht bedienen, da andere das übernehmen. Auch dieses Spannungsfeld also existiert nicht. Allmen ist in diesem Fall vor allem Ermittler und Carlos vor allem sein Partner. Das macht diesen Band gewöhnlicher als die anderen fünf.
Ich möchte aber betonen, dass „Allmen und der Koi“ dennoch wunderbar zu lesen ist. Die Einblicke in den internationalen Jetset sind toll und es ist, wie immer bei Suter, wundervoll ge- und beschrieben. Jedes einzelne Buch von Martin Suter ist lesenswert, keine Frage.
Dieses Buch ist was für dich, wenn du:
- eine schöne Zeit haben willst.
- Beweise möchtest, dass in der Welt der Reichen und Schönen auch nicht alles Gold ist, was glänzt.
- Allmens emotionale Seite kennenlernen magst.
Ich habe folgendes Buch gelesen:
Suter, Martin: Allmen und der Koi. Erschienen im Diogenes Verlag, Zürich, 2019.
Herkunft:
Vielen Dank fürs Leihen, liebe Sophie!
Bild: (c) Susanne – aufgenommen auf einem Fischmarkt in Südkorea, 2018