Da Verreisen derzeit nicht möglich ist, dachte ich mir, ich fliege mit Leon de Winter nach Hollywood. In Los Angeles war ich noch nie, und das Cover des Buchs zeigt einen einladenden Pool. Also warum nicht? Leider kann ich diese Reise nicht weiterempfehlen, da verwirrend. Muss ich wohl doch ein echtes Ticket lösen, sobald es wieder geht.
Worum geht’s? Um drei erfolglose Schauspieler
Der Roman spielt im Herzen der Filmindustrie und zeigt deren Schattenseiten auf: Es geht um drei Schauspieler, die keine Rollen mehr bekommen, denen das Geld ausgeht, und die des öfteren zu viel Alkohol erwischen. Eines Tages betrinken sie sich zusammen am berühmten Hollywood-Schriftzug und ergehen sich gerade in Selbstmitleid, als sie eine Leiche finden. Damit beginnt eine Kette an Ereignissen, die sie dazu bringt, den Coup ihres Lebens zu planen: Einen Safe mit mehreren Millionen Dollar auszuräumen.
Zerklüftetes Buch
An sich eine ganz nette Geschichte, doch das Buch war für meinen Geschmack zu zerklüftet aufgebaut. Als hätte der Autor die Teile seiner Materialsammlung aneinander gehängt. Dem Leser bleibt überlassen, was er damit anfängt.
Der Roman ist so aufgebaut:
- Er startet mit einer filmischen Beschreibung des Coups, bei dem die Akteure Millionen an Bargeld erbeuten. Ein Einstieg, der mir gar nicht gefallen hat, da er schwer zu lesen war.
- Den größten Teil des Romans nimmt die Rekonstruktion der Woche vor diesem Diebstahl ein. Ganz nett.
- Am Ende schließt auf wenigen Seiten der Abriss des Lebenslaufs eines der Schauspieler an. Hätte ich an der Stelle nicht mehr gebraucht.
- Danach folgt kurz die Rekonstruktion des Falls aus der Sicht eines Journalisten, die einige Fragen aufwirft. Es hätte das Buch um einiges interessanter gemacht, wenn diese durchaus spannenden Fragen weiter vorne in die Handlung eingebaut worden wären. Es hätte die Geschichte aufgewertet.
Teils ist „Der Himmel von Hollywood“ wie ein Drehbuch verfasst, teils wie ein Roman, teils sind filmische Szenen beschrieben. Mir war das alles nicht konsequent und nicht durchdacht genug. Mir wäre es lieber gewesen, Leon de Winter hätte nicht beliebig viele, sondern wenige wirklich interessante Fragen aufgeworfen, und zwar nicht erst am Ende, sondern zwischendurch.
Dieses Buch ist was für dich, wenn du:
- damit klarkommst, das viele Fragen aufgeworfen werden.
- nach Hollywood reisen willst (dafür ist es schon gut).
Ich habe folgendes Buch gelesen:
De Winter, Leon: Der Himmel von Hollywood. Erschienen im Diogenes Verlag, Zürich, 1998.
Herkunft:
Aus einem Bücherschrank
Bild: (c) Susanne – aufgenommen in Schottland, 2019