Julie Otsuka: Wovon wir träumten

Schnell gelesen, schön geschrieben, herzergreifende Geschichte: Das ist wieder so ein Buch für ein sonniges Stay-home-Wochenende. Ich kann es euch empfehlen.

Worum geht’s? Um japanische Frauen, die in die USA auswandern

Julie Otsuka hat unzählige historische Quellen durchforstet (die sie am Ende des Buchs auflistet), um die Geschichte der japanischen Frauen zu erforschen, die in den 1920er Jahren in die USA ausgewandert sind. Sie kamen sowohl vom Land als auch aus Städten und wurden in den USA mit japanischen Männern verheiratet. Eigentlich wurden sie von ihren Familien geschickt, damit sie es besser haben und in großen Häusern mit Garten leben, aber es wird schnell klar, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllt.

Klar wird auch, dass Japaner damals vielen rassistischen Anfeindungen ausgesetzt waren. Sie verrichteten recht einfache, schlecht bezahlte Tätigkeiten zum Beispiel als Hausmädchen oder Wanderarbeiter auf Farmen. Sehr junge Mädchen wurden teils mit alten Männern verheiratet, und denen, die sich trennten, blieb oft nur die Arbeit als Prostituierte. Und als sie sich langsam einleben, kommt der zweite Weltkrieg, in dem die USA und Japan alles andere als auf derselben Seite stehen.

Fluffige Sprache

Absolut besonders an diesem Buch ist die Sprache. Julie Otsuka schreibt nicht aus der Perspektive einer oder mehrerer Hauptpersonen, sondern sie lässt alle zu Wort kommen. Sie schneidet Schicksale an, sie sagt mit wenigen, gezielten Sätzen alles.

„Eine von uns gab ihnen* die Schuld an allem und wünschte, dass sie tot wären. Eine von uns gab ihnen die Schuld an allem und wünschte, dass sie tot wäre. Andere von uns lernten zu leben, ohne überhaupt einen Gedanken an sie zu verschwenden. Wir stürzten uns in die Arbeit und wurden besessen davon, noch mehr Unkraut zu pflücken. Wir packten unsere Spiegel weg. Wir kämmten uns nicht mehr die Haare.“
*den Amerikanern, Anm. d. Red.

Otsuka, Julie: Wovon wir träumten. Mareverlag Hambug (2012), S. 49

In diese Erzählwelt bin ich gerne eingetaucht, ich fand den Stil sehr angenehm zu lesen und gleichzeitig haben mich die Themen bewegt. Bei mir landet das Buch trotzdem „nur“ in der Kategorie „Bücher, die du mal lesen kannst“, weil ich glaube, dass ich mich nicht lange an dieses Buch erinnern werde. Es ist so flüchtig geschrieben wie eine Wolke – und die schwebt halt auch schnell davon.

Dieses Buch ist was für dich, wenn du:

  • noch ein bisschen mehr über Rassismus in den USA lernen möchtest (zusätzlich zu „Menschenkind„).
  • dich in ein fluffiges Geschichtenwölkchen packen lassen willst.
  • weißt, warum Emanzipation echt wichtig war und ist.

Ich habe folgendes Buch gelesen:
Otsuka, Julie: Wovon wir träumten. Erschienen im mareverlag, Hamburg, 2012.

Herkunft:
Danke fürs Leihen, Sophie!

Bild: (c) Susanne – aufgenommen in Südkorea, 2018 (ja, das ist nicht Japanisch, sondern Koreanisch. Wer hat’s bemerkt?)

Susanne

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