Kristín Steinsdottír: Eigene Wege

Dieses Buch habe ich auf dem Flohmarkt gekauft. Als ich es aufgeschlagen habe, war ich schon von der Widmung berührt. Ihr seht sie im Bild. Und Caro hatte Recht: „Eigene Wege“ erinnert einen daran, wie wichtig Träumen ist.

Worum geht’s? Um Siegtrud, Witwe, nicht vermögend

Siegtrud wohnt in Reykjavík und ist vor kurzem Witwe geworden. Sie hat ihren Mann geliebt, aber irgendwie war er auch sehr bestimmerisch. Siegtruds Mutter ist bei der Geburt gestorben, sodass das Kind in einer Pflegefamilie aufgewachsen ist.

Was Siegtrud immer besonders gut konnte: Sich unterordnen. Nicht dass sie unglücklich gewesen wäre, aber so richtig rausgelassen hat sie ihre eigenen Wünsche nie. Sie hat sich die Träume aber ihr ganzes Leben lang bewahrt. Es gab so viel zum Träumen: zum Beispiel die Geschichten über ihren Großvater, der aus dem fernen Frankreich kommen soll…

Nun, nach dem Tod ihres Mannes, ist sie zwar allein, aber auch frei zu tun, was sie will: Im Café zu sitzen. Das Ledersofa endlich zu kaufen. Und vielleicht doch über ihre Familie zu forschen. Um diese Transformation geht es in diesem Buch: Wie Siegtrud langsam lernt, ihre eigenen Wege zu gehen.

„Siegtrud saß am Fenster und schaute dem Trubel zu, während sie ihren Kaffee trank. (…) Es war gemütlich, im Warmen zu sitzen und die brennenden Teelichter zu spüren. (…) Tómas hatte keine Geduld gehabt, in Cafés zu gehen. Außerdem war es teuer. Er mochte keine Kerzen und hielt es für unwahrscheinlich, dass es ein Café gab, das gemütlicher war als ihre Küchenecke (…).“

Steinsdottír, Kristín: Eigene Wege (dtv, 2011), S. 86 f.

Witzig finde ich, wie sich die Witwe ihre Zeit vertreibt: Sie geht auf Beerdigungen ihr unbekannter Menschen, um dort ein kostenloses Essen abzustauben. Und auch weil sie gerne in der Kirche singt.

„Eigene Wege“ ist wunderschön leicht geschrieben. Das Thema ist an sich ein schweres, aber erst dann, wenn du als Leser ihm Gewicht verleihst. Kristín Steinsdottír erzählt in einer warmen, ruhigen Sprache. Müsste ich dem Buch eine Farbe zuordnen, wäre es das heimelige Gelb, das eine dicke Kerze in einer nassen Herbstnacht ans Fenster malt.

Dieses Buch ist was für dich, wenn du:

  • ein Buch suchst, das dich darüber hinwegtröstet, dass es draußen kälter und früher dunkel wird.
  • wie ich ein Faible für Frauen hast, die ihren eigenen Weg gehen.
  • gerne träumst.

Ich habe folgendes Buch gelesen:
Steinsdottír, Kristín: Eigene Wege. Erschienen im Deutschen Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, 2011.

Herkunft:
Auf dem Flohmarkt gekauft. Danke, Caro!

Bild: (c) Susanne

Susanne

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